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Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Jens Fiege, Vorstandsvorsitzender Fiege Logistik Stiftung & Co. KG

22. Juni 2022

 

Trends und Herausforderungen in der Logistik
Kundenwünsche und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt

Nachhaltig, individuell und abgewickelt über elektronische Marktplätze – so beschreibt Jens Fiege die wichtigsten Logistiktrends. Der studierte Diplom-Kaufmann und Vorstand des Münsterländer Logistikdienstleisters Fiege gab auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC, einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen seiner Branche. Moderiert wurde die Diskussionsveranstaltung von IHC-Präsidiumsmitglied Michael Böllhoff.

Zunehmend finde der Online-Handel auf Marktplätzen wie Amazon statt, die vermehrt als Vermittler aufträten und die Ware nicht mehr selbst zum Kunden lieferten, erklärte Fiege. Das bedeute, der Lieferant, der zuvor stets an einen Großhändler geliefert hat, muss nun den Endkunden selbst bedienen. „Er muss in der Folge nun kleinteiliger kommissionieren und schneller liefern, da der Marktplatz die Lieferzeit vorgibt“, so Fiege. Für den Kunden habe dies den Nachteil, dass er, obwohl er auf ein und demselben Marktplatz bestellt hat, nicht eines, sondern mehrere Pakete bekomme.

Durch die Vergleiche, die der Kunde zwischen den verschiedenen Anbietern ziehen kann, werde seine Stellung aber auch gestärkt, so Fiege. Seine Wünsche stünden zunehmend im Mittelpunkt. Die „Push-Belieferung“ zu Bedingungen, die der Händler vorgibt, werde zur „Pull-Belieferung“, bei der der Kunde Liefertag und -zeit bestimme. In einigen Metropolregionen Deutschlands experimentierten Zustellunternehmen bereits mit Wunschzeitfenstern.

Als weiteren Trend nannte Fiege die Nachhaltigkeit, die bislang bei Kaufentscheidungen im Handel eher ausgeblendet worden sei. Durch Maßnahmen des Gesetzgebers und verändertes Verhalten des Endkunden sei hier ein Wandel spürbar. So werde im Versandhandel mit Mehrwegverpackungen aus Kunststoff und der Rückführung von Leerkartonagen experimentiert. Der Wunsch, CO2 zu sparen, bringe auch neue Mobilitätskonzepte hervor, berichtete Fiege. So betreibe sein Unternehmen gemeinsam mit Wettbewerber DHL eigene Züge, um Mengen zu bündeln und den Transport aber auch billiger zu machen.

Während im Überlandverkehr zunehmend auch automatisiertes Fahren eine Rolle spielen werde, sei die „letzte Meile“ auf dem Weg zum Kunden bislang am ineffizientesten. Doch auch für die Innenstädte sei man auf der Suche nach Lösungen, wie Fiege erläuterte. So könnten zukünftig zahlreiche Pakete nicht mehr an der Haustür des Kunden, sondern an Punkten in der Innenstadt landen, wo die Ware für den Kunden zwischengelagert werde. Dort könnte er dann auch bestellte Kleidung anprobieren und gleich wieder zurückgeben. Verpackung könnte so reduziert und Transportfahrten eingeschränkt werden.

Referent Jens Fiege führt das Logistikunternehmen mit rund 23 000 Mitarbeitenden in 16 Ländern gemeinsam mit seinem Cousin bereits in fünfter Generation. Die rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz werden in vier Geschäftsbereichen erzielt: Der Bereich Logistik umfasst das Kerngeschäft, die Kontraktlogistik. Hier plant und begleitet Fiege die ganze Logistikkette des Kunden, von der Vorproduktion bis zum Endkunden. Weitere Geschäftsbereiche sind Real Estate Development (Entwicklung von Logistikzentren für Drittkunden) und Digital Services (logistiknahe Dienstleistungen wie Call Center oder Computersysteme). Der jüngste Geschäftsbereich Ventures umfasst Company Building im Start Up-Bereich. Hier investiert Fiege in junge Unternehmen mit strategischer Relevanz.