DZ Bank Chef Wolfgang Kirsch mit IHC Präsidiumsmitglied Jens-Uwe Goldbeck, der den IHC Abend im Bielefelder Hof moderierte.
Zum Auftakt gab es ein Kompliment: Die Ostwestfalen sind zielstrebig und wissen sich zu behaupten. Aus der Sicht Heinrich Heines sind sie „sentimentale Eichen“, in den Augen von Wolfgang Kirsch überaus erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die Selbstverantwortung übernehmen. Der Vorstandsvorsitzende der DZ Bank AG sieht hier eine Parallele zwischen Industrie und Banken: „Jene Selbstverantwortung steht auch für die genossenschaftliche Finanzgruppe und uns als ihr Zentralinstitut im Zentrum unserer Arbeit“.
An die 100 Mitglieder und Gäste des IHC waren in den Bielefelder Hof gekommen und folgten einem spannenden Vortrag, in dem Wolfgang Kirsch auf vier Themen einging, die die Bankenbranche aktuell beschäftigen: Regulierung, Profitabilität, Digitalisierung, gesellschaftliches und politisches Umfeld.
„Cool Germany“ titelte der „Economist“ kürzlich als Ausdruck für die boomende Wirtschaft, Beschäftigungsrekorde, steigenden DAX und volle Auftragsbücher der deutschen Wirtschaft. Dennoch, so kritisiert Kirsch, wird im Land selbst ein eher düsteres Bild gezeichnet: Ausdruck einer neuen Unsicherheit – unter anderem aufgrund massiver Veränderungen, verursacht durch Einflüsse wie Migration, Digitalisierung oder demografischer Wandel.
Wandel jedoch gehört zum Wirtschaftsleben. Und es gilt, sich diesen Herausforderungen zu stellen, auch in der Bankenbranche. Hier sieht Wolfgang Kirsch die Industrie in vielen Aspekten im deutlichen Vorsprung gegenüber den Banken. Stichwort Regulierung: Es müsse eine Balance zwischen notwendiger Regulierung und unverhältnismäßiger Belastung des Bankensektors gefunden werden. Nicht zuletzt, weil sich eine übermäßige Regulierung auch in steigenden Kosten niederschlägt. Denn insbesondere in Sachen Kosteneffizienz können Banken viel von der Industrie lernen. Hinsichtlich der Produkte, Prozesse und Vertriebswege bietet die Digitalisierung, auch aus Profitabilitätsgründen, viele Möglichkeiten. Zudem wird sie nicht zuletzt aufgrund neuer Wettbewerber, den sogenannten Fintechs, zur absoluten Notwendigkeit.
Die Digitalisierung wird sich zweifelsohne stark auf die Arbeitswelt auswirken. Dass die junge Generationen bei der Wahl des Arbeitgebers höchsten Wert auf agile Arbeitsstrukturen, eine ausgewogene Work-Life-Balance, Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit legt, sieht Wolfgang Kirsch als große Chance: „Das kann ein Differenzierungsmerkmal von Deutschland gegenüber anderen Ländern werden, wenn wir es klug angehen.“
Der IHC dankt Wolfgang Kirsch, dass er seine Rede zum Nachlesen zur Verfügung stellt.
Text: Julia F. Negri / Fotos: Susanne Freitag