Es ist eine wahre Sisyphusaufgabe, die Michael Mronz übernommen hat. Fünfmal haben sich deutsche Städte seit 1986 um die Ausrichtung der Olympischen Spiele und der Paralympics beworben. Und fünfmal sind sie bisher gescheitert. Geht es nach den Wünschen des Sport- und Eventmanagers und Geschäftsführers der Aachener Reitturnier GmbH CHIO Aachen, soll sich dies jetzt ändern: „Wir wollen die Sportwettbewerbe in der Dekade 2030-2040 in die Region Rhein-Ruhr holen“, erklärte Mronz vor zahlreichen IHC-Mitgliedern, die live oder online seinem Impulsvortrag folgten.
Nachdem die australische Stadt Brisbane im vergangenen Jahr vom Internationalen Olympischen Komitee IOC zur bevorzugten Kandidatenstadt für die Olympischen Spiele 2032 erklärt worden war, schienen die deutschen Träume für eine Ausrichtung der Spiele zunächst geplatzt. Doch die privatwirtschaftlich getragene Initiative „Rhein-Ruhr City“, RRC, gibt sich nicht geschlagen. „Wir machen weiter und peilen nun 2036 oder 2040 an“, so der Sportmanager.
RRC hat dazu ein Konzept entwickelt, das auf ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit setzt, indem es auf die Nutzung von bereits zu 90 Prozent vorhandenen Sport- und Veranstaltungsstätten vorsieht. Aktuell sind 15 Kommunen, plus die Stadt Kiel für die Sportart Segeln, im Sportstättenkonzept berücksichtigt. Das neu entstandene „Wir-Denken“ der Kommunen soll als Motor und Beschleuniger für essenzielle Zukunftsthemen wie vernetzte Mobilität und Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimawandel dienen.
Die Bedingungen an Rhein und Ruhr seien dafür ideal, so Mronz. Durch die günstige Lage könnten 220 Millionen potenzielle Zuschauer innerhalb von sechs Zugstunden anreisen. Hotelbetten seien durch die zahlreichen Messen in der Region bereits vorhanden. Ebenso gebe es Verkehrskonzepte für Großveranstaltungen. Anders als bei früheren Olympischen Spielen, wo Stadien später zu ungenutzten Millionengräbern verkamen, setze man hier auf flexible Sportstätten, erklärte Mronz. Das heißt, ein Bundesliga-Stadion könnte durch einen anhebbaren Rasen temporär zu einer Leichtathletik-Arena werden oder vorübergehend eine Schwimm-Arena beherbergen. Auch die Infrastruktur soll profitieren. So gäbe es Pläne, die A 40 mit dem olympischen Dorf zu überbauen und die laute Verkehrsader so zu „verstecken“.
Von der der zu erwartenden Publicity erhofft sich Mronz einen Effekt für das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen. Städte, die selbst nicht Austragungsorte seien, könnten zeitgleich alternative Sportarten vorstellen oder Gastgeber für internationale Jugendgruppen werden. „Wie wollen das Wir-Gefühl stärken und Menschen und Orte vernetzen“, so Mronz.
Die Gefahr, durch Bürgerentscheide, wie bei der Hamburger Kandidatur, gestoppt zu werden, fürchtet Mronz nicht: „Wie haben aus Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden, gelernt“. Durch offene Kommunikation beziehe man die Einwohner von Anfang an mit ins Projekt ein. „Wenn es uns gelingt, den Wert des Sports für die Gesellschaft zu kommunizieren und zugleich den Nutzen für die Region hervorzuheben, bin ich optimistisch“, so Mronz´ Resümee.
Abschließend dankte IHC Präsidiumsmitglied Dr. Harald Schlüter, der die Moderation der Hybrid-Veranstaltung übernommen hatte, den Gastgebern von Werther und Ernst Vermögensverwalter GmbH für die großzügige Ausrichtung des Abends.