Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer zu Gast beim IHC. (v. l. IHC Geschäftsführerin Cornelia Moss, Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer, IHC Präsidiumsmitglied Laura von Schubert)
Es waren nachdenklich stimmende Worte, mit denen die Bielefelder Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer ihren Vortrag vor IHC-Mitgliedern und Gästen in den Räumen der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begann. Einerseits gebe es den Ruf nach einer starken Polizei, andererseits seien Polizistinnen und Polizisten in ihrem Arbeitsalltag zunehmend mit offener Aggression und fehlendem Vertrauen konfrontiert. „Ist unsere ´Ware` überhaupt noch gefragt?“, fragte die Behördenleiterin die Anwesenden. Die Antwort darauf gab die Juristin und ehemalige Ober-Staatsanwältin im Anschluss gleich selbst: „Eine Gesellschaft ohne Polizei endet in Anarchie“.
Als Leiterin des Bielefelder Polizeipräsidiums ist Sandra Müller-Steinhauer mittlerweile seit einem Jahr im Amt. Als ihr wichtigstes Kapital bezeichnet die Vorgesetzte von rund 1100 Polizeibeamtinnen und -beamten und 179 Verwaltungs- und Regierungsbeschäftigten ihre Mitarbeitenden. „Ihre Vielfalt und Expertise machen die Polizei aus“, so Sandra Müller-Steinhauer. Darum habe sie auch kein Verständnis für verbale Attacken und Hassreden gegen Polizistinnen und Polizisten über das Internet. Diese schwächten das Ansehen und auch die Leistungsfähigkeit der Beamtinnen und Beamten. Wie überall passierten auch bei der Polizeiarbeit Fehler. Ihr Ziel sei es, eine positive, nicht angstbesetzte Lern- und Fehlerkultur in der Behörde zu etablieren. „Wenn etwas nicht gut läuft, gehen wir dem nach“, so die Polizeipräsidentin. Bürgerbeschwerden und deren Beantwortung lässt sie sich darum auch persönlich vorlegen.
Auch wenn das Vertrauen in den Staat allgemein laut Umfragen sinke, besitze die Polizei immer noch ein „Vertrauensmonopol“ in der Gesellschaft, so Sandra Müller-Steinhauer. Laut Standard Eurobarometer der Europäischen Kommission hatten im Frühjahr 2023 rund 77 Prozent der Deutschen Vertrauen in die Polizei.
Trotz eines oft schwierigen und mitunter auch belastenden Arbeitsumfeldes warb die Behördenleiterin auch für die Polizei als Arbeitgeber. Mit ihrem Eintreten für Gerechtigkeit und Sicherheit leiste die Polizei „Wertearbeit an der Gesellschaft“, so Sandra Müller-Steinhauer. Mit dieser „Sinnhaftigkeit“ könne man gerade bei der „Generation Z“ punkten, so die Polizeipräsidentin, denn viele junge Menschen suchten in der Arbeit mehr als nur ein Mittel zum Geldverdienen. Die aktuellen Ausbildungszahlen spiegeln dies durchaus wider. So stellte die nordrhein-westfälische Polizei ab 1. September 3.000 Anwärterinnen und Anwärter ein – so viele wie noch nie.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von IHC-Präsidiumsmitglied Laura von Schubert, ging Sandra Müller-Steinhauer auch auf die aktuellen Herausforderungen der Polizei in Bielefeld ein. Als Schwerpunkte der Polizeiarbeit nannte die Polizeipräsidentin die Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt, den Kindesmissbrauch und die in der Schwere der Straftaten zunehmende Kinder- und Jugendkriminalität. Trotz 24 261 angezeigter Straftaten in Jahr 2022 zähle Bielefeld aber immer noch zu den sichersten Großstädten in Deutschland.