Prof. Ann-Kristin Achleitner zu Gast beim IHC. (v. l. IHC Geschäftsführerin Cornelia Moss, Gastgeberin des Abends Susanne Müller, IHC Präsident Eduard R. Dörrenberg, Prof. Ann-Kristin Achleitner)
Geboren in Düsseldorf, familiäre Wurzeln in Hamm: Der Auftritt von Prof. Ann-Kristin Achleitner in Bielefeld war quasi ein Heimspiel – zudem IHC-Beirats-Präsident Dr. Reinhard Zinkann die renommierte Wissenschaftlerin als langjährige Weggefährtin herzlich willkommen hieß. Die Professorin, die als Mitglied des Zukunftsrats den Bundeskanzler berät, lehrt an der TUM School of Management in München, ist in Investorin und Multi-Aufsichtsrätin.
In Ihrem Vortrag vor Mitgliedern und Gästen des Industrie- und Handelsclubs OWL stellte sie unter dem Titel „Wie kommt das Neue in die Welt?“ die Finanzierung von neuartigen Technologien in den Mittelpunkt.
Innovation ist der Handlungsimperativ unserer Zeit – zur Sicherung von Wachstum von Wohlstand genauso wie zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit: Klimaschutz, demografischer Wandel, globale Gesundheit, Sicherheit und Verteidigung. Die Technologien, die zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben benötigt werden, sind unter dem Begriff „Deep Tech“ zusammengefasst: Darunter fallen Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing aber auch synthetische Biologie, Weltraum- und Klimatechnologien wie Direct Air Capture und Kernfusion.
Deep-Tech-Start-ups, so die Ökonomin, haben ihren Ursprung oft in der Wissenschaft und entstehen als Auskopplungen von Universitäten oder Forschungsinstituten. Gemeinsamkeiten dieser jungen Unternehmen sind die lange Entwicklungszeit bis zur Anwendungsreife ihrer Produkte und ihr enormer Kapitalbedarf – was Fragen ihrer Finanzierung auch ins politische Interesse rückt. Denn fehlendes Wachstumskapital und der zu kleine Kapitalmarkt sind chronische Schwächen der Start-up-Finanzierung in Deutschland, wie Achleitner erläuterte. Vor allem im Bereich der hohen Investitionen ab 50 Millionen Euro fänden sich vor allem US-amerikanische und asiatische Geldgeber – mit der Folge, dass die Firmen dann anschließend oftmals in Ausland verkauft würden. „Mir müssen hier mehr inländisches Geld hineinstecken“, so Achleitners Appell, „damit die hierzulande gemachten Entwicklungen auch hierbleiben“. Gebraucht werden in diesem Bereich Geldgeber mit „langem Atem“, so die Expertin, und nennt in diesem Zusammenhang Versicherungen, Stiftungen, Pensionskassen, Familienunternehmen und auch den Staat.
Verpasse man den Anschluss an den technologischen Fortschritt, so Achleitner, seien Wachstum und Wohlstand sowie aber auch Fragen der nationalen Sicherheit in Gefahr. Angesichts der hohen geplanten Militärausgaben Deutschland stehe das Thema „Dual Use“ auf der Agenda, die Nutzung von Synergien zwischen zivilem und militärischem Sektor. Das Sondervermögen für die Bundeswehr biete eine gute Gelegenheit, eine Innovationsoffensive zu starten. In Start-up-Nationen wie den USA und Israel spiele das Militär längst eine wichtige Rolle in der Technologieförderung.
Im Anschluss an den Vortrag nutzte das Publikum die Gelegenheit, Fragen an die Expertin zustellen. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung endete bei einem Imbiss, den die gastgebende Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank offerierte.