Rückblick

IHC Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Ferry Heilemann, Founder und Partner von DailyDeals, Forto, Community Leaders for Climate Action und AENU

„Gesellschaft und Umwelt als Stakeholder anerkennen“

„Was mich als Investor und als Unternehmer umtreibt, ist die Idee der Weiterentwicklung des Finanzkapitalismus hin zu einem Impact-Kapitalismus. Das Unternehmen ist nicht nur dazu da, den Profit zu maximieren, sondern es muss Gesellschaft und Umwelt ernsthaft als Stakeholder anerkennen“. Ferry Heilemann hat eine Vision: Ginge es nach ihm, würde jedes Unternehmen seine Ziele danach ausrichten, die Erde für zukünftige Generationen auf einen nachhaltigen Weg zu bringen. Auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC, war der Serial Entrepreneur, Klimaaktivist und Impact Investor als Gastredner aus den USA zur Online-Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zugeschaltet. Die Moderation hatte IHC Präsidiumsmitglied Michael Böllhoff übernommen.

 

Zunächst schilderte Heilemann seinen persönlichen Weg vom Start Up-Unternehmer zum Klimaktivisten. Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian gründete er mehrere Unternehmen, darunter die B2C-Couponing-Plattform DailyDeal, die beide 2011 für mehr als 100 Mio. € an Google verkauften. Danach bauten sie das B2B-Logistik-Technologieunternehmen Forto auf.

Schockiert über Berichte über den Klimawandel vertiefte sich der Unternehmer ins Thema, analysierte seinen ökologischen Fußabdruck und begann sein Leben danach drastisch zu ändern. Er stellte seine Ernährung um, kaufte ein E-Auto und bezog „grünen“ Strom. Diese Erkenntnisse ließ er im nächsten Schritt in sein Unternehmen Forto einfließen.

 

2019 startete er gemeinsam mit anderen Gründern die Initiative „Leaders for Climate Action“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Unternehmen klimaneutral zu machen. Zum Start forderte die Initiative die schnelle Einführung einer CO2-Bepreisung in Deutschland von mindestens 50 Euro pro Tonne. Zum Vergleich: Das ist ungefähr das Doppelte dessen, was ein CO2-Zertifikat kostet. Bis 2030 solle die Summe dann auf 130 Euro je Tonne ansteigen. Zuletzt wechselte der Mittdreißiger von der Unternehmensführung in den Aufsichtsrat von Forto, um sich ganz dem Thema Klima widmen zu können. 2021 erschien sein „Climate Action Guide“, ein Leitfaden für Unternehmer, die ihr Unternehmen klimafreundlich ausrichten wollen.

 

Die Handlungsmöglichkeiten jedes Einzelnen erläuterte Heilemann in einem weiteren Teil seiner Präsentation: Dienstreisen einschränken, digitale Meetings und weniger Fleisch in der Kantine seien bereits Schritte auf dem richtigen Weg, so Heilemann. Auch im Produktbereich ließen sich viele Hebel anbringen. Zum Beispiel durch die konsequente Analyse und Kennzeichnung des CO2-Verbrauchs bei der Herstellung der verschiedenen Produkte und deren Transport auf den unterschiedlichen Verkehrswegen. Nur durch Kennzahlen könne man Fortschritte messen. Schließlich könnten Unternehmer auch noch ihren Einfluss bei Politikern geltend machen, indem sie sich klar zu einem Wandel der Energiepolitik bekennen.

 

Neuestes Projekt des Tech-Unternehmers ist der Evergreen Impact Technology Fund AENU, der sich auf Frühphaseninvestitionen in Klimatechnologie- und Social Impact-Unternehmen in der EU konzentriert. Der Fonds möchte bis 2026 rund 500 Millionen Euro an Kapital für Investitionen in nachhaltige Startups einsammeln.

Donnerstag, 03. November 2022 00:00 Uhr
Digital
Ferry Heilemann