Dr. Hans-Walter Peters, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Privatbank Berenberg und Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB)
Dr. Hans-Walter Peters, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Privatbank Berenberg und Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), glaubt, dass die Coronakrise bei den deutschen Banken keine bleibenden Schäden hinterlassen wird. Gleichzeitig warnte der Volkswirt aber, dass die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie Jahre dauern wird. „Die Unternehmensinsolvenzen werden überschaubar bleiben, aber die Digitalisierung und der ökologische Umbau werden die Wirtschaft fordern“, meinte Dr. Peters. Bei einer virtuellen Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs IHC, betonte Dr. Peters, dass es kein „systemisches Risiko“ in der Bankenwelt gebe. Nach der Finanzkrise 2007 hätten alle Banken die Eigenkapitalquote stark erhöht, so dass sie in der Lage seien, die aktuelle Entwicklung „gut abzufedern“ und auch etwaige Ausfälle durch Unternehmensinsolvenzen zu verkraften. Die Wirtschaft habe sich nach dem 1. Lockdown, trotz dramatischen Einbruchs, schnell wieder erholt. China konnte 2020 sogar ein Wirtschaftswachstum von 2 % kreieren. Auch für die Zeit nach dem 2. Lockdown blickte Dr. Peters insgesamt positiv nach vorn und prognostizierte ein Konjunkturwachstum. „Durch das langsame Anlaufen der Impfungen haben wir zwar Zeit verloren, doch damit verschiebt sich der Aufschwung nur etwas nach hinten.“
Politik und Europäische Zentralbank hätten in der Krise schnell gehnadelt. Der Finanzsektor sei bislang gut durch die Pandemie gekommen. Auch Onlinehandel und Supermärkte konnten teils hohe Wachstumsraten trotz Corona verzeichnen. Bei anderen Branchen, wie Gastronomie und dem stationären Einzelhandel, sehe es hingegen „katastrophal“ aus. Noch sei es schwer zu prognostizieren, ob die Kundschaft vom Internet wieder zurück zum Händler vor Ort wechseln werde. Mit der Bundestagswahl im Herbst steht nach der US-Präsidentschaftswahl und dem Brexit ein weiteres politisches Großereignis an. Bei einer Beteiligung der CDU an der Regierung, erwartet Dr. Peters wirtschaftspolitisch „keine großen Überraschungen“. Der jetzt endgültig vollzogene Brexit habe für klare Verhältnisse gesorgt, auch wenn der Finanzplatz Europa hierdurch insgesamt geschädigt wurde. Nach der Zukunft der deutschen Banken gefragt, sieht Dr. Peters noch weitere Fusionen herannahen. Noch sei Deutschland „overbanked“, das heißt, es gebe zu viele Akteure am Markt. Einfache Bankvorgänge würden, so Dr. Peters, zukünftig weiter digitalisiert. Anders sehe es bei Anlagen und im Kreditbereich aus. „Hier wünschen die Kundinnen und Kunden weiterhin den persönlichen Kontakt.“