Erfolgsgeschichte SAP (v.l.): IHC Präsident Dr. Reinhard Ch. Zinkann, der Referent Bernd Leukert, Vorstandsmitglied SAP SE mit IHC Präsidiumsmitglied Christoph Mohn.
Wenn alle von Digitalisierung reden, muss es das Ziel sein, Unternehmen intelligenter zu machen – das ist der Ansatz, dem der Softwarehersteller SAP folgt. Bernd Leukert, Vorstandsmitglied und verantwortlich für den Bereich Produkte und Innovation, sieht in der Digitalisierung keinen Hype. Im Gegenteil: Der digitale Wandel beschleunigt und verstärkt sich selbst. Er betrifft alle Branchen und stellt Unternehmen vor große Herausforderungen.
„Die Spielregeln der digitalen Wirtschaft ändern sich rasant. Häufig wird mit neuen, vor allem aber einfacheren Geschäftsmodellen der Markt penetriert.“ Innovation versus Disruption: Anstatt dieselben Dinge etwas besser zu machen (innovativer Ansatz) werden Dinge gemacht, die bestehende Dinge obsolet machen (disruptiver Ansatz).
Ein gutes Beispiel dafür ist der Zahlungsdienstleister Wirecard, der im Börsenwert die Deutschen Bank übertrumpft hat. Wer heute über künstliche Intelligenz spricht, über Algorithmen und über Blockchain, redet unweigerlich über die Cloud. Denn in Echtzeit verwertbare Daten brauchen extrem viel Speicherkapazität. Klassische Rechenzentren können das nicht mehr leisten. Wer in die Cloud geht und somit ein Plattform-basiertes Geschäftsmodell aufbaut, wie beispielsweise Amazon es getan hat, kann zudem bestehenden Traditionsunternehmen, wie Walmart, große Marktanteile abnehmen.
Intelligente Unternehmen nutzen die Stärken von Menschen und Maschinen und gelangen so zu überlegenen Entscheidungen. Künstliche Intelligenz, Machine Learning sowie Echtzeitanalysen von Massendaten schaffen dafür die Rahmenbedingungen. Eine weitere Zutat für ein intelligentes Unternehmen sind Transaktionsdaten, die von den Unternehmen „nur noch“ ausgewertet und genutzt werden müssen. Bernd Leukert machte aber auch darauf aufmerksam, dass es eine Ausbildungslücke („skill gap“) gibt: Die gesamte Branche sucht händeringend nach Fachkräften. Auf einen Data Scientist kommen derzeit 1.000 Softwareentwickler. Das führt unweigerlich zu einem „fight for talents“ und zu Gehälterexplosionen. Diesem Kampf um Fachkräfte kann nur mit Partnerschaften und Allianzen innerhalb der eigenen Branche begegnet werden: „Es muss nicht jeder erfinden, wie er seine Maschinen, sein Produkt vernetzt und mit seinem Service Centre verbindet. Das kann alles als generische Technologie gemeinsam aufgebaut werden.“
Zum Schluss kam der Wirtschaftsingenieur auf ethische Fragen zu sprechen. Künstliche Intelligenz könne die großartigste Errungenschaft der Menschheit werden. Sie könne aber auch bedauerlicherweise, wenn ein Horrorszenario eintrete, die letzte sein. Daher sei es wichtig, ethische Grundsätze zu etablieren. Von der Politik erwartet Bernd Leukert daher, dass sie Verantwortung übernimmt und Regularien aufstellt, wie sich Unternehmen in digitalen Infrastrukturen zu verhalten haben. Zum anderen müsse die Bundesregierung in eine digitale Infrastruktur investieren, damit Deutschland nicht seine Souveränität verliere.
Text: Julia F. Negri
Fotos: Susanne Freitag