Rückblick

IHC Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, Aart de Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh „Zukunft der Arbeit – machbar, wenn wir uns bewegen!“


Spannende Diskussionen über die Arbeit der Zukunft (v. l.): Dr. Peter Zinkann, IHC Präsidiumsmitglied und Moderator Christoph Mohn, Referent Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender Bertelsmann Stiftung.

Jetzt die Zukunft der Arbeit gestalten!

Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, über die Herausforderungen in der Arbeitswelt: „Wir müssen uns bewegen!“

Der Arbeitsmarkt in Deutschland boomt. Mit knapp 45 Millionen Erwerbstätigen haben hierzulande aktuell so viele Menschen einen Arbeitsplatz wie nie zuvor. Aber sowohl mit Blick auf die heutige Situation, als auch auf die Zukunft hat Deutschland „ein paar Hausaufgaben“ zu erledigen, wie Aart De Geus betonte. Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung machte deutlich, wie der demographische Wandel, die Globalisierung und die Digitalisierung die Arbeitswelt verändern werden und welche Herausforderungen damit verknüpft sind.

Trotz des Beschäftigungswunders in Deutschland sei Langzeitarbeitslosigkeit weiterhin ein Problem, so De Geus, der seit 2012 in Gütersloh arbeitet. Außerdem sei der Niedriglohnsektor zu stark ausgeprägt und Ungleichheit erschwere den Aufstieg. Auf der Suche nach Lösungen lohne sich der Blick in Nachbarländer, etwa in die Schweiz, nach Schweden oder in die Niederlande.

Handeln ist auch mit Blick auf die Zukunft das Gebot der Stunde. Der demographische Wandel wird den Fachkräftemangel weiter verschärfen. Die Globalisierung hat die Arbeitswelt erreicht, immer mehr Jobs können ortsunabhängig erledigt werden. Ausschlaggebend dafür ist die Digitalisierung, die die Arbeitsmarktentwicklung in den kommenden Jahrzehnten entscheidend beeinflussen wird.

Für „Horrorszenarien“, in denen der Mensch überflüssig wird, gibt es laut De Geus allerdings keinen Grund. Vielmehr leite die Digitalisierung den nächsten großen Produktivitätsschub ein. Der damit einhergehende Strukturwandel habe bereits begonnen und müsse gestaltet werden. Diese Beurteilung beruht auf der langjährigen beruflichen Erfahrung des Niederländers, der unter anderem von 2002 bis 2007 Minister für Arbeit und Soziales in den Kabinetten Balkenende war und danach für die OPEC gearbeitet hat.

Wichtige Handlungsfelder sieht er in der Aus- und Weiterbildung, die auf die Anforderungen der neuen Arbeitswelt ausgerichtet werden müssen, in der Anpassung der sozialen Absicherung, wie auch dem Wandel der Arbeitslosenversicherung zu einer Beschäftigungsversicherung. Außerdem muss die weitere Abkoppelung unterer Einkommensschichten verhindert werden. „Das erfordert Mut zu Veränderungen im Steuer-, Abgaben- und Transfersystem sowie bessere Fördermaßnahmen in der Arbeitsvermittlung“, machte der Referent eindringlich deutlich. „Wir sollten jetzt handeln, aus einer Position der Stärke heraus“, appellierte er an die IHC Mitglieder und zahlreiche Gäste.

Dem anregenden Vortrag folgten viele interessierte Fragen. IHC Präsidiumsmitglied Christoph Mohn bedankte sich beim Referenten für den höchst informativen Vortrag.

Text: Ute Schönefeldt
Fotos: Susanne Freitag

Mittwoch, 26. September 2018 20:00 Uhr
Bielefelder Hof
Aart de Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh