TUI Touristik – Erfolg in der digitalen Welt (v.l.): Gastgeber Michael Fröhlich, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Bielefeld, der Referent Friedrich P. Joussen, IHC Präsidiumsmitglied Christoph Mohn und Thomas Ellerbeck, TUI Group.
Einmal Software-Ingenieur, immer Software-Ingenieur. Das Herz von Friedrich Joussen, CEO der TUI GROUP, schlägt für Technik und deren Möglichkeiten im Zeitalter der Digitalisierung. In fünf Jahren gelang es dem Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, den weltweit führenden Touristik-Konzern erfolgreich zu transformieren. Nach dem Wandel vom Handelsgeschäft zu einem Produktgeschäft (Yield Management) steht nun der nächste Schritt zum Plattformgeschäft bevor.
Keine andere Branche wächst so stark wie der Tourismus. Reiseveranstalter entstanden nach dem 2. Weltkrieg, als im Zuge des Wirtschaftsbooms die Ferienreise populär wurde, die Reiseorganisation jedoch – aufgrund von Währungsdifferenzen und unsicheren politischen Systemen in beliebten Urlaubsländern – schwierig und risikobehaftet war. Viele Destinationen, wie etwa Mallorca, wurden von den großen Fluggesellschaften gar nicht angeflogen. So entstand eine Handelsbranche, die stetig wuchs und erst mit der Einführung des Euros und eines einheitlichen Rechtssystems in Europa eine große Zäsur erfuhr.
Schnell war klar, dass dieser Wandel mit einem reinen Tradinggeschäft nicht zu meistern ist. Friedrich Joussen gelang es, die TUI radikal umzustrukturieren: Beim Yield Management werden durch verschiedene Instrumente die Preise und Kapazitäten gesteuert. Durch die dynamische Steuerung wird die maximale Ausnutzung von Kapazitäten erreicht. Anders ausgedrückt: Die Nachfrage ist größer als das Angebot; es wird eine Knappheit erzeugt. Um dies zu gewährleisten, werden alle Angebote weltweit stündlich neu berechnet.
Da es sich beim Yield Management um ein „endliches Geschäftsmodell“ handelt, geht Joussen bereits einen Schritt weiter. Wie erreicht der weltweit führende Touristikkonzern mehr Effizienz und höhere Erträge – bei weniger Risiko? Die Antwort lautet: Unter Einsatz von Plattformen und mittels Inventory Management dank Blockchaintechnologie. Die Kundendaten werden in einer Cloud gesammelt und sind weltweit verfügbar.
Nach der Reisebuchung weiß die TUI exklusiv, was der Kunden braucht und erzielt durch maßgeschneiderte Zusatzangebote weitere Einnahmen: XL-Sitz beim Flug, Exkursionen vor Ort, Kinderbetreuung oder Wellness-Angebote . Zudem wurden alle Hotelkapazitäten der TUI in die Blockchain gelegt. 100 Millionen Bettennächte werden dynamisch allokiert und optimal vermarktet. Weitere Vorteile: Die neuartige Technik zum Speichern von Daten erlaubt nicht nur das sichere Management von Informationen jeglicher Art, sie ist auch schnell. Um einen Flugplan neu zu berechnen, benötigte das Rechenzentrum in früheren Zeiten in der Regel anderthalb Tage. In der Cloud geht dies in 90 Sekunden – und kostet lediglich vier Dollar.
Friedrich Joussens Ziel: In fünf Jahren sieht er die TUI Group als digitales Plattformunternehmen mit mindestens zehn Prozent Ergebnissteigerung pro Jahr, von denen fünf Prozent aus den Plattformen generiert werden.
Der IHC dankt der Sparkasse Bielefeld für ihre Gastfreundschaft.
Text: Julia F. Negri / Fotos: Christian Weische