Spannende Einblicke in das Europa in Brüssel präsentierte WDR-Hörfunk-Korrespondent Ralph Sina. Der IHC Abend für Europa wurde moderiert von Solveig Münstermann, Leiterin des WDR-Studios Bielefeld, und IHC Geschäftsführerin Susanne Schaefer-Dieterle.
Was haben wir eigentlich von Europa und warum sollen wir bei der Europawahl wählen gehen? Antworten auf diese Fragen erhofften sich die zahlreich erschienenen IHC Mitglieder und Gäste es IHC, die knapp vier Wochen vor der Europawahl zu einem Wahl-Special in die Räume von HLB Stückmann gekommen waren.
Solveig Münstermann, Leiterin des WDR-Studios Bielefeld und IHC Geschäftsführerin Susanne Schaefer-Dieterle führten durch den Abend mit vier Parteivertreterinnen und -vertretern und machten schnell klar, worum es ging: Um nichts weniger als die Errungen-schaften eines vereinten Europas. So standen auch keine parteipolitischen Grabenkämpfe im Vordergrund, sondern die Aufforderung, wählen zu gehen – und Unentschlossene zur Wahl zu bewegen.
Der WDR-Hörfunk-Korrespondent in Brüssel, Ralph Sina, erzählte in einem farbigen Einstieg von seiner Arbeit in Washington und Brüssel. Große Sorge bereiten ihm die erstarkten rechten Parteien, die klar gegen Europa und für nationalstaatliche Politik Stimmung machen. Zum anderen beobachtet er im laufenden Wahlkampf den massiven Einsatz von künstlicher Intelligenz, kombiniert mit den Sozialen Medien. „Das ist Meinungsmache statt Meinungsbildung“, so der Journalist. „Mit unseren herkömmlichen Mitteln kommen wir als öffentlich-rechtliche Sender oder klassische Tageszeitungen nicht dagegen an.“ Eine Lösung ist für ihn noch nicht in Sicht: „Wir müssen uns für die emotionale Ebene unbedingt etwas einfallen lassen, um die Menschen zu überzeugen.“
Leana Kammertöns, Leiterin von Europe Direct Kreis Gütersloh, stellte die Europaerklärung des Kreises Gütersloh vor. Lokale wie regionale gesellschaftliche Akteure, die Wirtschaftsförderung pro Wirtschaft GT und das Europe Direct Informationszentrum Kreis Gütersloh wollen damit gemeinsam ein Zeichen für Europa und gegen Populismus und anti-europäische Politik setzen.
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld und Vorstandsvorsitzende von Campus OWL, berichtete von den internationalen Aktivitäten des regionalen Hochschulbündnisses, das seit neuestem über ein Kontaktbüro in New York verfügt. Austauschprogramme wie ERASMUS und der internationale Dialog in Forschung und Lehre erschienen heute vielen jungen Menschen gang und gäbe, so die Professorin, doch sei es keinesfalls selbstverständlich, „grenzenlos“ studieren zu können. Sie begrüßte darum ausdrücklich die Europawahl-Initiative der Hochschulrektorenkonferenz, die die Studierenden zum Wählen und zur politischen Mitbestimmung motivieren will.
Im Anschluss berichteten Birgit Ernst, Kandidatin Europawahl für die CDU, Sally Lisa Starken, Kandidatin für die SPD, Reinhard Bütikofer, Kandidat Bündnis 90/Die Grünen sowie Frank Schäffler, Bundestagsabgeordneter und Chef der OWL-FDP, von ihren persönlichen Motiven, sich für Europa zu engagieren. Alle sind mit einem friedlichen Europa aufgewachsen und berichteten von positiven Erlebnissen und Begegnungen auf Reisen oder während des Studiums.
Sally Lisa Starken, mit 28 Jahren die jüngste auf dem Podium, möchte vor allem junge Menschen zur Wahl motivieren. „Man trifft sie hinter den Handys“, so Starken, darum nutze sie intensiv soziale Medien wie Instagram, Facebook und Twitter für ihre Wahlwerbung. „Man nimmt Europa in meinem Alter als selbstverständlich wahr“, so die Politikerin, „doch wissen gerade die Älteren ganz genau, was auf dem Spiel steht“.
Brigit Ernst ärgert sich vor allem über das schlechte EU-Image und -Marketing. Darum will sie nicht nur „OWL nach Brüssel, sondern auch Brüssel nach OWL tragen“. Kein Verständnis hat sie für jene Politikerinnen und Politiker, die sich in ein Parlament wählen lassen, „um es dann abzuschaffen“. Auch Reinhard Bütikofer, der anders als die beiden Neu-Kandidatinnen Ernst und Starken bereits seit 2009 im EU-Parlament sitzt, bedauerte, dass Europa „oft schlecht gemacht“ werde: „Man kann auf europäischer Ebene durchaus Dinge bewegen, wenn man bereit ist, Brücken zu bauen und nicht aus Prinzip gegen etwas ist“.
Frank Schäffler, wegen seiner Ablehnung der EU-Finanzhilfen für Griechenland auch als „Euro-Rebell“ bekannt, würdigte „den historischen Gewinn der Freizügigkeit“, forderte aber eine klare Aufgabentrennung zwischen EU und nationalen Belangen.
Resümierend wünschte sich Ralph Sina neue Ideen, mehr Enthusiasmus und mehr sinnliche Berichterstattung über EU-Themen, um gerade auch die jungen Wählerinnen und Wähler anzusprechen, von denen drei in der Diskussion kurz zu Wort kamen. Alle Beteiligten wünschten sich einstimmig eine hohe Wahlbeteiligung am 26. Mai 2019. „Gehen Sie wählen“, so Susanne Schaefer-Dieterle, „und überzeugen sie noch drei Personen aus ihrem Umfeld, das Gleiche zu tun!“
Der IHC dankt HLB Stückmann für die abermalige Gastfreundschaft bei einer IHC Veranstaltung. Partner Dietmar Engel hatte die Gäste zu Beginn des Abends begrüßt und im Anschluss an die Diskussionsrunde zu einem Imbiss eingeladen.
Text: Annette Meyer zu Bargholz / Fotos: Christian Weische