Daniel Terberger, Jörg-Uwe Goldbeck, Eduard R. Dörrenberg, Michael Böllhoff und Cornelia Moss (IHC-Geschäftsführerin) kamen beim diesjährigen IHC-Sommertreff zusammen. | © David Renz / IHC
Die Chefs großer Firmen in der Region sind sich einig: Die Auflagen der Regierung seien kaum noch zu erfüllen. Wo sie die größten Probleme sehen und wie sie damit umgehen.
Shannon-Lee Bendig
30.08.2023 , 06:00 Uhr
Gütersloh. Die Wirtschaft steckt in der Krise. Der Internationale Währungsfonds erwartet dieses Jahr ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,3 Prozent, ein Grund ist die anhaltende Inflation. Plötzlich ist wieder die Rede von Deutschland als „krankem Mann Europas“, wie es bereits Ende der 1990er Jahre der Fall war.
„Damals ging es wieder bergauf, wie können wir das jetzt erneut schaffen?“, fragte Eduard R. Dörrenberg, geschäftsführender Gesellschafter des Bielefelder Unternehmens Dr. Wolff, seine Podiumsgäste beim Sommertreff des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe (IHC OWL) in der Klosterpforte in Marienfeld. Jörg-Uwe Goldbeck, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauunternehmens, antwortete: „Beim derzeitigen Zinsniveau muss man immer wieder Chancen suchen, sich neu zu erfinden.“ Das sei nicht einfach, aber schwere Zeiten wie diese habe es immer wieder gegeben und gehörten dazu.
Ähnlich sieht das auch Daniel Terberger, Geschäftsführer des Modeunternehmens Katag. Wer Erfolg haben will, müsse immer mit einem Bein auf dem Boden bleiben, sagte er. Es gehe darum, „simple Themen“ wie die Nähe zum Kunden aufrechtzuerhalten.
„Jeder neue Verkauf ist eine Sünde“
Einig waren sich die OWL-Unternehmer in dem Punkt, dass immer strengere politische Vorgaben und zu viel Regulierung zu den größten Herausforderungen für die Wirtschaft zählen. Terberger sagte, es sei schwierig, in seiner Branche stetig nachhaltiger zu werden. Mode verändere sich fortlaufend und damit entstünden auch stets neue Produkte. „Im Prinzip ist jeder neue Verkauf eine Sünde in Sachen Nachhaltigkeit. Am besten wäre es für die Umwelt, wenn ich meinen Laden schließe“, sagte er.
Michael Böllhoff, Geschäftsführer der Böllhoff-Gruppe, betonte, dass das Thema Nachhaltigkeit zwar wichtig, die sogenannten ESG-Auflagen für Unternehmen aber sehr schwierig umzusetzen seien. „Es ist eine riesige Herausforderung, den CO2-Wert für jede einzelne Schraube abzubilden“, sagte er. Gleichzeitig könne er nicht verstehen, dass die Regierung im Jahr 2023 den Haushalt für die Digitalisierung kürzen wolle, wo gerade diese immens wichtig sei. „Die Politik hat keine Vorstellung mehr von der Realität“, bekräftigte Eduard R. Dörrenberg die Kritik an der Ampel-Koalition.
Trotz aller Krisen blicken OWLs Firmenchefs optimistisch in die Zukunft. Jörg-Uwe Goldbeck hat keine Sorge, dass in Deutschland künftig nicht mehr gebaut wird. Auf die Frage, wo er sein Unternehmen in 25 Jahren sieht, entgegnete er, dass er guter Dinge sei, dass Goldbeck auch dann noch ein wesentlicher Teilnehmer in Europas Baubranche sein werde. Er wolle positiv bleiben.
Dr. Wolff profitiert von Anti-Aging-Trend
Auch Dr.-Wolff-Chef Dörrenberg ist zuversichtlich. Sein Unternehmen sei generell sehr unabhängig von Konjunkturschwankungen, weil die Menschen Pflegeprodukte wie Shampoo immer kaufen würden. Auch die zunehmende Nachfrage nach Anti-Aging-Produkten komme dem Bielefelder Konzern entgegen.