Mediamarkt will mit Service-Offensive punkten
Rot-weiße Werbeplakate, die auf Sonderangebote hinweisen, Berge von Elektrogeräten auf Paletten, riesige Ladengeschäfte am Stadtrand – so kennt man den Elektrofilialisten Mediamarkt. Geht es nach Karsten Wildberger sollen die Kunden künftig beim Namen „Mediamarkt“ aber nicht mehr nur an günstige Preise denken, sondern an besondere Serviceerlebnisse: angefangen bei der persönlichen Beratung, über die schnelle Lieferung bis hin zur Reparatur oder Inzahlungnahme gebrauchter Ware. Über den Wandel vom klassischen Einzelhändler hin zur Omnichannel-Serviceplattform sprach der CEO des Mediamarkt- und Saturn-Mutterkonzerns Ceconomy kürzlich auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC. IHC Mitglieder und Gäste waren ins Bielefelder Lenkwerk gekommen, um den Ausführungen des promovierten Physikers und ehemaligen Eon-Vorstands zuzuhören. Moderator des Abends war IHC Präsidiumsmitglied Hans Beckhoff.
Mit 22 Milliarden Euro Umsatz, 50.000 Mitarbeitenden und mehr als 1000 Geschäften in elf Ländern bilden MediaMarkt und Saturn Europas größte Elektronik-Fachmarktkette. Dennoch, so Wildberger, habe die Gruppe lange versäumt, sich an das geänderte Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden anzupassen. Das Online-Geschäft sei bis in die Corona-Zeit hinein stark vernachlässigt worden. Erst seit seinem Amtsantritt 2021 fahre Mediamarkt eine gezielte Omnichannel-Strategie. Mit Erfolg: „Im Schnitt 25 Prozent der Umsätze werden mittlerweile online erzielt“, berichtet Wildberger, unter dessen Leitung die Gruppe im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) ein Umsatzplus von 5,3 Prozent erwirtschaftete. Während das Branding der Marke „Mediamarkt“ unter Wildberger weiter ausgebaut wurde, ist die Zukunft der Marke „Saturn“ ungewiss. „Es sind beides starke Marken, doch die Differenzierung fehlt“, gab Wildberger zu bedenken. Saturn-Märkte gebe es zudem nur in Deutschland.
Neben einschneidenden Sparmaßnahmen will Wildberger das Unternehmen vor allem mit neuen Impulsen zukunftsfest machen. Kundenservice stehe dabei an erster Stelle, erklärte der Manager. So könne man ab Januar 2025 beispielsweise persönliche Beratungstermine in den Märkten buchen. „Ich möchte, dass wir unsere Kundinnen und Kunden noch persönlicher begrüßen und verabschieden“, so Wildberger. Ergänzt werden soll die Service-Offensive durch neue Filialkonzepte. Neben den großen Mediamärkten soll es in Innenstädten demnächst auch kleinere, spezialisierte Filialen geben. In Tübingen hat das Unternehmen einen Pop-up-Store eröffnet, in dem es ausschließlich aufbereitete Gebrauchtprodukte anbietet. Auch in den klassischen Mediamarkt- und Saturn-Filialen spielen die Themen Nachhaltigkeit und Reparaturen inzwischen eine wachsende Rolle.
Auch schnelle Lieferungen gehören zum neuen Konzept. Mit Uber sollen – zumindest in Ballungsgebieten – online oder im Markt gekaufte Geräte innerhalb von 90 Minuten zum Kunden gebracht werden. „An Ideen mangelt es uns nicht“, stellte Wildberger abschließend fest. Allerdings sei es wichtig, den Kunden nicht zu überfordern: „Das Angebot muss zu unserem Kerngeschäft passen“.