„Die Magie der Innovation“
„Der Weg ist da, wo die Angst ist. Verlassen Sie Ihre Komfortzone“, forderte Dr. Alexander von Frankenberg die Zuhörenden auf, „denn nur so entstehen Innovationen“. Eine Aufgabe des Geschäftsführers des High-Tech Gründerfonds, HGTF, ist es, innovative Unternehmen möglichst früh zu erkennen und zu fördern. Während einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC, gewährte der Finanzexperte Mitgliedern und Gästen spannende Einblicke in seine Arbeit.
Der High-Tech Gründerfonds, HTGF, ist ein Seedinvestor. Die Seed Phase (seed =„säen“) nennt man die Finanzierung mit Eigenkapital in der Phase der Vorgründung und in der Gründungsphase. In dieser Zeit stehen bei den Gründenden vor allem die Umsetzung ihrer Idee und die Konzept- oder Produktentwicklung im Fokus. Unternehmen in dieser Phase erhalten in der Regel keine Bankkredite, da sie über keine Sicherheiten verfügen. Antragsberechtigt für ein Invest durch den HTGF sind nur Existenzgründerinnen und -gründer und kleine Unternehmen, die nicht länger als drei Jahre am Markt sind. „Die Hälfte der Unternehmen ist sogar jünger als ein Jahr“, so von Frankenberg.
Der Fokus des High-Tech Gründerfonds liegt auf deutschen Start-ups mit Wachstumspotenzial aus den Bereichen Digital Tech, Industrial Tech, Life Sciences, Chemie und angrenzenden Geschäftsfeldern. Seit der Gründung 2005 hat der Geldgeber in fast 700 Technologie-Start-ups investiert. Der Frühphaseninvestor hat im Februar mit einem Gesamtvolumen von knapp einer halben Milliarde Euro seinen größten Fonds seit der Gründung vor 18 Jahren geschlossen. Traditionell beteiligten sich das Bundeswirtschaftsministerium sowie die KfW Capital an dem inzwischen vierten Fonds der Public-Private-Partnership. Hinzu kamen 45 private Investoren, darunter Großkonzerne wie die Deutsche Bank, Deutsche Post und Evonik, aber auch die Fraunhofer-Gesellschaft sowie viele Mittelständler.
Insgesamt verwaltet der HTGF inzwischen ein Vermögen von 1,4 Milliarden Euro.
Seine Gründung war das Ergebnis einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums, der Industrie und Branchenexperten. Ihr Ziel: Den damals völlig brachliegenden Markt für Gründungsfinanzierungen wieder zu beleben. Finanzierungen in der Seedphase waren wegen der hohen Risiken fast völlig zum Erliegen gekommen.
Risikobereitschaft und Mut braucht es nicht nur für die Entwicklung von Innovationen, sondern auch dafür, diese zu erkennen. „Schauen Sie sich Kinder an“, riet von Frankenberg den Zuhörenden, „sie sprühen vor Phantasie und haben keine Angst, Fehler zu machen“. Denn Fehlentscheidungen gehören auch beim Aufspüren von erfolgversprechenden Start-ups dazu, so der Fonds-Geschäftsführer. „Es ist unmöglich, disruptive Innovation schon bei der Gründung zu erkennen“, erklärte er und verwies auf das I-Phone oder Facebook, die zunächst für überbewertet galten. Auch beim HGTF würden 40 Prozent der Investitionen scheitern.
Innovationsfreudigkeit sei auch eine Frage der Mentalität, erläuterte von Frankenberg, Während Fehlschläge in der amerikanischen Wirtschaft als „nice try“ kommentiert würden, denen bald ein neuer Versuch folge, verhinderten in Deutschland Bedenken im Vorfeld viele Neuerungen. Das schlägt sich auch in Zahlen nieder. Wie von Frankenberg ausführte, steckte Amazon allein im vergangenen Jahr 73.2 Milliarden US-Dollar in Research and Development. Zum Vergleich: Alle deutschen Unternehmen zusammen investierten 2021 75.8 Milliarden Euro in diesem Bereich. „Hier können wir von der jungen Generation lernen“, so der Experte. „Sie hat Ideen für Märkte und Produkte, auf die Ältere nicht kommen würden“.
Der von IHC Präsidiumsmitglied Laura von Schubert moderierten Veranstaltung schloss sich eine lebhafte Frage- und Diskussionsrunde an. Im Anschluss lud die gastgebende Wirtschaftskanzlei Streitbörger noch zu einem Imbiss ein.