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IHC Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, Dr. Simone Bagel-Trah, Aufsichtsrat Henkel AG & Co. KG

24. März 2022

 
„Wir tun zu wenig und das zu langsam“

Mit einem eindringlichen Appell, die Herausforderungen des Klimawandels anzunehmen und endlich mehr dagegen zu unternehmen, wandte sich Dr. Simone Bagel-Trah an die IHC-Mitglieder. Die Aufsichtsratsvorsitzende und Vorsitzende des Gesellschafterausschusses des Henkel-Konzerns war zu Gast bei der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, die in den Räumen der Firma HLB Stückmann und zeitgleich online stattfand.

Bevor sie zu ihrem eigentlichen Thema, der Nachhaltigkeit kam, informierte Bagel-Trah die Zuhörenden über verschiedene Vorgehensweisen des Henkel-Konzerns während des Ukraine-Kriegs. Das Unternehmen habe für Russland Investitionen, Werbung und Sponsoring eingestellt, so Bagel-Trah, produziere aber weiterhin Hygiene, Wasch- und Reinigungsprodukte. Den Mitarbeitenden würden Hilfen angeboten.

Anschließend machte die promovierte Biologin nachdrücklich klar, wie sehr ihr das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt. „Wir haben bisher stark von der Welt profitiert, doch im Moment steht die Balance auf der Kippe“. Nur ein schnelles Handeln und ein Begrenzen auf maximal 1,5 Grad durchschnittliche globale Erwärmung könnte die Verluste und Schäden des durch Menschen verursachten Klimawandels eindämmen.

In verschiedenen Beispielen macht die Ur-Ur-Enkelin des Firmengründers Fritz Henkel deutlich, wie wir alle durch unser persönliches Verhalten die Umwelt beeinflussen. Der auf den Einzelnen heruntergerechnete CO2-Ausstoß beträgt etwa zehn Tonnen pro Jahr. Jeder und jede Deutsche bringe hierdurch jährlich 30 Quadratmeter arktisches Eis zum Schmelzen, so Bagel-Trah.

Eine Kompensation, zum Beispiel durch Pflanzen von Bäumen als CO2-Speicher, sei nur bedingt machbar. Pro Jahr müsste jeder Deutsche 800 Bäume pflanzen, um seinen CO2 – Verbrauch zu kompensieren, das wären 65 Milliarden Bäume in ganz Deutschland. Diese Fläche, so Bagel-Trah, sei schlicht nicht vorhanden. Die Lösung liege also allein in der weltweiten Verminderung des CO2-Austoßes.

Angesichts der Dringlichkeit des Problems mache sich bei ihr allerdings eine „gewisse Frustration“ breit: „Wir sind die erste Generation, die all dies weiß. Trotzdem schauen wir zu, wie alles in die falsche Richtung läuft. Wir tun zu wenig und das zu langsam.“

Neben der Änderung im persönlichen Verhalten jedes Einzelnen versuche Henkel als Unternehmen Einsparungen in den Bereichen Rohstoffe, Produktion, Logistik und Verbraucher durchzusetzen. Gerade bei Letzteren liege ein großes CO2-Einsparpotenzial. Wenn zum Beispiel alle Anwender ihre Wäsche durch wirksamere Waschmittel nur noch kalt waschen würden, könnten jährlich sechs Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. „Das sind zehnmal so viel, wie in der Produktion aufgewendet werden“, erklärte die Konzern-Chefin.

„Bei allem Pessimismus glaube ich, dass ein Wandel, vor allem durch Technologie und Innovation noch möglich ist“, erklärte Bagel-Trah abschließend. Deutschland müsse bei dieser globalen Aufgabe eine Vorreiterrolle einnehmen: „Wer, wenn nicht wir und wann, wenn nicht jetzt“.