Ukrainekrieg, Klimawandel, Fachkräftemangel, Coronakrise – zurzeit sind es viele Probleme mit denen Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Mitarbeitenden umgehen müssen. Studien zeigen, dass zukünftig Resilienzen in Unternehmen eine immer bedeutendere Rolle spielen werden, um weiterhin am Markt zu bestehen. Viele Organisationen investieren bewusst in Resilienz, um Krisensituationen besser zu meistern, aus ihnen aktiv zu lernen und gestärkt aus Krisen zu treten.
Wie solch eine resiliente Haltung in der Praxis aussehen kann, diskutierten Expertinnen und Experten im Goldbeck Forum auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC. Moderiert von IHC-Präsidiumsmitglied Dr. Harald Schlüter antworteten Prof. Dr. Christina Hoon (Lehrstuhlinhaberin „Führung von Familienunternehmen“ an der Universität Bielefeld), Christopher Heine (CEO beim Filtrationsspezialist Hengst SE), Martin Krengel (Vorstandsvorsitzender WEPA Gruppe) und Dr. Michael Meier (Leiter Family Business Advisory Egon Zehnder) auf Fragen der zahlreichen IHC-Mitglieder und Gäste.
„Wir leben in einer Zeit der Polykrisen“, erläuterte Martin Krengel gleich zu Beginn. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Krisen ein ‚Normal´ sind.“ Anders als früher könne man nicht mehr nur aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen, sondern müsste resilient sein, um neuen Krisen begegnen zu können. Christina Hoon beschrieb Resilienz als „Superpower unserer Zeit“. Selbstwirksamkeit sei wissenschaftlich etabliert und auch messbar, so die Expertin. Sie verglich die Fähigkeit mit den Eigenschaften eines Flummis: Auf den Boden geworfen, drückt er sich zwar unten ein, schnell dann aber voller Energie wieder hoch.
Doch wie funktioniert die Arbeit an Resilienz? Was braucht es, um Unternehmen resilient aufzustellen? Christopher Heine betonte hier vor allem die Rolle der Unternehmensführung, die mit gutem Beispiel vorangehen müsse, zum Beispiel indem sie in Gesprächen verhindere, eine Negativspirale in Gang zu setzen. Durch Workshops und Coaching, so Personalexperte Michael Meier, lasse sich Resilienz und eine positive Grundeinstellung durchaus trainieren. „Resilienz beginnt bei der eigenen Lebenseinstellung“.
Klare Kommunikation, so waren sich die Anwesenden einig, sei in Krisenzeiten das A und O. Laut Martin Krengel gehöre es zur Führungsverantwortung, sein Commitment und seine Haltung als Familienunternehmer abzugeben. Nur so könne man die Mitarbeitenden auch in schwierigen Zeiten motivieren, am selben Strang zu ziehen. „Wir haben noch nie so viel kommuniziert wie in den letzten acht Monaten“, berichtete der WEPA-Chef. Durch Informationen schaffe die Unternehmensführung Vertrauen, dass die Krise bewältigt werden kann. So habe man ein Ukraine-Krisenteam geschaffen, dass neben der Kommunikation im Unternehmen auch für Möglichkeiten sorgte, aktiv zu helfen und Selbstwirksamkeit, ein wichtiger Baustein der Resilienz zu erleben.
Um die Vielzahl der aktuellen Probleme und Krisen drehte sich eine weitere Frage: Wie kann man damit umgehen, ohne überfordert zu werden? „Zunächst einmal sich selbst und dem Umfeld klarmachen, dass es sich um eine besondere Situation handelt“, lautete der Rat von Christopher Heine. „Danach überlegen, was operativ und strategisch zu tun ist und die Probleme so in Scheiben schneiden und anpackbar machen.“
Sind Familienunternehmen aufgrund ihrer besonderen Strukturen besonders krisenresilient? Studien ließen dies vermuten, auch wenn es keine ganz eindeutigen Ergebnisse gebe, so Christina Hoon. Eine Rolle spielten hierbei die emotionale Verankerung der Unternehmensführung, kurze Entscheidungswege, da Eigentum und Entscheidungsmacht in einer Hand liegen und finanzielle Stabilität durch oft konservative Kapitalausstattung. „Familienunternehmen können Krise“, lautete ihr Fazit. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion nutzten IHC-Mitglieder und Gäste noch die Gelegenheit, in den Räumen der Goldbeck GmbH mit den Experten ins Gespräch zu kommen.