Faire Karrierechancen für Frauen forderte Brigitte Zypries, Juristin und ehemalige Justiz- sowie Wirtschaftsministerin, als Gastrednerin des „NetzwerkF“ des Industrie- und Handelsclubs OWL. Eine Frauenquote für Teams und Vorstände soll dabei helfen.
Bielefeld / Führungsteams, die aus Männern und Frauen bestehen, liefern die besseren Ergebnisse, sind innovativer und ihre Unternehmen sind am Ende auch profitabler – das belegen zahlreiche Studien. Und dennoch: Die 100 größten deutschen Familienunternehmen berufen nur knapp sieben Prozent Frauen in ihre Geschäftsführungen, in den Vorständen von DAX-Unternehmen sind es etwa 14 Prozent. Auch in der Startup-Szene sind nur knapp ein Fünftel der Gründenden Frauen. „Die Unternehmen lassen sich damit Chancen entgehen“, stellte Brigitte Zypries auf einem digitalen Podium des Frauennetzwerks des Industrie- und Handelsclubs OWL (IHC), fest. „Ohne gesetzliche Quote werden wir den Wandel nicht schaffen. “
Zu Beginn ihrer politischen Tätigkeit sei sie noch strikt gegen eine solche Vorgabe gewesen, sagte die SPD-Politikerin, doch nach über drei Jahrzehnten vergeblicher Bemühungen, habe sie einsehen müssen, dass es nicht anders funktioniere. Auch Zielvorgaben und Boni für Vorgesetzte in Unternehmen, die ihre Teams divers aufstellen, seien ein Mittel der Wahl.
„Frauen müssen sich Männer als Verbündete suchen“, empfahl sie ihren Geschlechtsgenossinnen, solange diese über Einstellung und Karriere entscheiden. Rein weibliche Netzwerke hätten für sie persönlich keine Rolle gespielt, funktionierten in vielen Branchen aber gut.
Besonders Frauen, die in der Finanz-Startup-Szene Investoren suchen, haben es schwer, wie eine Diskussionsteilnehmerin in der von IHC-Präsidiumsmitglied Laura von Schubert moderierten Veranstaltung berichtete. Männliche Entscheider investierten vor allem in männliche Teams, so ihre Erfahrung. Wie kann die Politik hier eine strukturelle Änderung fördern? Investmentfonds, an denen der Bund beteiligt ist, wie der High-Tech Gründerfonds, sollten zwingend auf den Frauenanteil achten, beantwortete die Juristin die Frage. Zwangsmaßnahmen oder Gesetze halte sie für die freie Wirtschaft allerdings nicht für denkbar. Hier müsse man weiter bei Fondsmanagern werben, bei den Investments auf Diversität zu achten und auf die wissenschaftlichen Untersuchungen hinweisen.
„Wir Frauen müssen uns mehr trauen“, forderte Brigitte Zypries zusammenfassend. „Auch ich kenne Skrupel, habe sie aber nie gezeigt“, räumte die Politikerin ein und gab den Zuhörerinnen ihr Lieblingszitat von Bertolt Brecht mit auf den Weg: „Ein Teil allen Talents ist die Courage“.