Zuverlässig, ökologisch, effizient – so sieht Dr. Sigrid Nikutta die nahe Zukunft des Güterverkehrs der Deutschen Bahn. Die DB Cargo-Chefin sprach auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs OWL über das große Potential des Schienengüterverkehrs.
„Wir können es schaffen. Die Wahrnehmung in der Gesellschaft hat sich verändert“. Mit viel Verve in der Stimme berichtete Dr. Sigrid Nikutta, wie sie die defizitäre Güterverkehrsparte wieder in die Spur bringen will. Denn die Schiene habe Potential, trotz über die Jahre vernachlässigter Infrastruktur.
Die Online-Diskussionsveranstaltung mit Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandvorsitzende von DB Cargo, eröffnete das IHC-Veranstaltungsjahr. Als Mitglied des Vorstands der Deutschen Bahn ist Dr. Nikutta seit Januar 2020 verantwortlich für das Ressort Güterverkehr. Die promovierte Psychologin wuchs in Enger auf, besuchte die Bielefelder Universität und machte ihre ersten beruflichen Schritte bei der Horstmann-Gruppe in Bielefeld.
Während die CO2-Emissionen in Haushalten und Gewerbe sinken, steigen sie im Bereich Verkehr unvermindert an. Der Warenwirtschaftsverkehr soll nach Prognosen in den nächsten Jahren um 40 Prozent zunehmen, dabei sind die Autobahnen jetzt schon überlastet. „Hier stellt der Güterverkehr auf Schienen klar eine Lösung dar“, so Dr. Nikutta. „Ein Zug kann bis zu 52 LKW ersetzen. Europaweit ersetzen wir 22 Millionen LKW-Fahrten pro Jahr“, so die Managerin. Das entspreche einer Einsparung von sieben Millionen Tonnen CO2 jährlich. „Unsere Zielsetzung ist es, diese Zahlen zu verdoppeln“. Selbst bei gleichbleibenden Schienenbestand wäre es möglich, 20 Prozent mehr Züge fahren zu lassen – durch Assistenzsysteme und Digitalisierung der Kommunikation zwischen den Zügen.
Ein konkretes Projekt ist die Umgestaltung des Rangierbahnhofes Hamm/Westfalen zu einem Drehkreuz und Umladeplatz für den Güterverkehr. Waren, die im Idealfall mit umweltfreundlichen Wasserstoff-LKW von und zu den Nordseehäfen unterwegs sind, sollen hier auf die Bahn umgeladen und in alle Welt weitertransportiert werden.
Damit der umweltfreundliche Transport für den Endkunden sichtbar wird, arbeitet Dr. Nikutta zurzeit an einem Nachhaltigkeitssiegel für Güter, die mit der Bahn transportiert werden. „Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel spürt und zugleich die Generation, die noch etwas dagegen tun kann“, mahnte die Bahn-Chefin. Wolle Deutschland seine Klimaziele erreichen, «braucht es mehr Güter auf der starken Schiene», so Dr. Nikutta.