IHC Präsidiumsmitglied Dr. Harald Schlüter, Referentin Prof. Dr. Christina Hoon und Gastgeber Axel Melber, Prokurist der Werther und Ernst Vermögensverwalter GmbH
In Familienunternehmen entscheidet nicht immer der rein rational denkende Homo oeconomicus. Insbesondere wenn es um die Nachfolge geht, kommen auch gerne Emotionen ins Spiel.
Von Rebellen im Palast, von der Kronprinzenregelung, vom Prinz-Charles-Phänomen und anderen Besonderheiten war daher beim Vortrag Prof. Dr. Christina Hoon die Rede. Die Stiftungsprofessorin für die Führung von Familienunternehmen referierte über die vielfältigen Herausforderungen, Risiken und neuen Trends beim Generationenübergang. Anhand vieler Beispiele machte sie das Thema für die Zuhörerinnen und Zuhörer lebendig und greifbar.
„Für Familienunternehmen ist die Nachfolgeregelung Chance und Risiko zugleich“, so Hoon, die an der Uni Bielefeld lehrt und forscht. Dabei folgt der traditionelle Weg dem Kronprinzen-Prinzip: Der älteste Sohn übernimmt die Rolle des Prinzipals, die Töchter werden ausbezahlt. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung tritt heute aber immer häufiger der „Prinz-Charles-Effekt“ ein: Die Väter kleben lange an ihrer Position, ihre Nachfolger sehen für sich keine Perspektive im Unternehmen. „Aktuell scheint sich dieses Kronprinzen-Prinzip bei der Nachfolgeentscheidung endlich überlebt zu haben“, berichtete die Referentin. Es gibt immer mehr systematische und strategische ausgerichtete Nachfolgeprozesse, in denen potenzielle Nachfolgerinnen oder Nachfolger sehr gezielt ausgebildet und ausgewählt werden. Dabei wird zunehmend in Familienführungsteams gedacht.
Zu den wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Nachfolge zählt die Qualifikation. Scheitern kann die Nachfolgesicherung unter anderem, weil Unternehmenswert und Wirtschaftlichkeit falsch eingeschätzt werden, weil mögliche Nachfolger kein Interesse haben oder weil es keine klaren vertraglichen Regelungen gibt. Derzeit sind Familienstiftungen zur Nachfolgesicherung „schick“, berichtete Hoon über aktuelle Studien. Und hinsichtlich der Start-up-Szene hält sie es für wichtig, Gründer nicht für eine schnelle Exit-Strategie zu begeistern, sondern auch für das Halten und Sichern ihres Unternehmens inklusive Nachfolgeintentionen.
Das Thema Familienunternehmen fand bei den IHC Mitgliedern großen Anklang, die Veranstaltung war schnell ausgebucht gewesen. Die Gäste genossen einen spannenden Vortrag in den Räumen der Werther und Ernst Vermögensverwalter GmbH am Altstädter Kirchplatz in Bielefeld. Moderator Dr. Harald Schlüter, Mitglied im IHC Präsidium, bedankte sich bei den Gastgebern für die Einladung.
Text: Ute Schönefeldt / Fotos: Christian Weische