Rocket Internet ermöglicht Unternehmertum: IHC Präsidiumsmitglied und Gastgeber Michael W. Böllhoff mit dem Referenten Alexander Kudlich.
„Software is eating the world.“ Viel zitiert und schon oft als inoffizielles Motto der Digitalisierung beschrieben, stammt dieses Zitat von Netscape-Gründer Marc Andreesen aus dem Jahr 2011. Von seiner Aktualität eingebüßt hat es bislang wenig. Auch Alexander Kudlich, Group Managing Director des weltweit agierenden, börsennotierten Beteiligungsunternehmens Rocket Internet SE, schloss sich dem an.
In der „Welt der Verbindungen“ der Böllhoff Gruppe gab Kudlich vor zahlreich erschienen IHC Mitgliedern und Gästen einen Einblick in die Investitionsstrategie des Unternehmens, das seit der Gründung 2007 rund 100 neue Firmen aufgebaut und begleitet hat, darunter home24, WESTWING, HelloFresh oder Zalando. „Und das immer mit fremdem Geld“, betonte er ausdrücklich. Derzeit steht Rocket Internet ein Investitionskapital von 4,5 bis 5 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Unternehmen bietet seinen Partnern eine umfangreiche operative Unterstützung in allen wichtigen Funktionen: Kundenakquisitionen, Geschäftsbetrieb, Software-Entwicklung, Produktpolitik, Datenwirtschaft, Finanzen und Rechtsberatung.
Drei Thesen liegen dem Engagement des Beteiligungsunternehmens zugrunde. Jeder Lebensbereich wird irgendwann digitalisiert werden. Für jedes Geschäftsmodell wird es ein Online-Äquivalent geben. Und: Wenn ein Modell im Land A funktioniert, wird es sehr wahrscheinlich auch im Land B, C oder D erfolgreich sein. Kurz: „History is repeating itself.“
Hinzu kommt die unglaubliche Dynamik, in der sich immer neue, optimierte Online-Geschäftsmodelle entwickeln. Beispiel FedEx: Aus der Angebotspalette des Kurier- und Logistikunternehmens haben sich in den letzten Jahren nahezu 100 Online-Modelle entwickelt. Wurde vor zehn Jahren das Konzept „Bahnrad“ der Deutschen Bahn noch belächelt, findet man heute sieben unterschiedliche Anbieter an Berliner Bahnhöfen.
Hohe Dynamik erkennt Alexander Kudlich auch international: „All die Märkte, die vor fünf Jahren noch überhaupt keinen Internetzugang hatten, haben die Phase der stationären Rechner übersprungen und sind jetzt mobil auf gleichem Niveau online aktiv.“ Im asiatischen Raum entwickeln sich „eigene Öko-Systeme“ gegen die großen Player aus Amerika. Beispiele sind das private Taxiunternehmen Grab mit Sitz in Singapur als Pendent zu Uber oder die Booking-Plattform Traveloka im Indonesischen Raum.
Mit JUMIA hat sich Rocket Internet auf dem afrikanischen Markt frühzeitig engagiert. Das E-Commerce-Unternehmen ist die Nummer 1 in Afrika und in allen Sparten aktiv. Insbesondere chinesische Investoren sind hier beteiligt. „Da muss man an Afrika glauben! Europäisches Geld dafür zu bekommen, ist schwierig“, beschreibt Kudlich die Herausforderung.
Gefragt nach den Erfolgsgaranten für das Engagement in ein Internet-Startup fasste er zusammen: Größter Garant ist das Geschäftsmodell und man darf sich auch nicht scheuen, ein gutes Modell zu kopieren. Dazu kommt der Faktor Team und auch die Umsetzung muss gut sein. Nicht zuletzt spielt das Geld eine entscheidende Rolle: „Viele gute Ideen scheitern, weil die Gründer nicht an ausreichend Kapital kommen.“ www.rocket-internet.com
Text: Martina Höke / Fotos: Susanne Freitag