IHC Präsident Dr. Reinhard Ch. Zinkann (r.), IHC Ehrenmitglied Herbert Sommer (l.) und IHC Präsidiumsmitglied Eduard R. Dörrenberg (2.v.l.) begrüßen Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, als Redner des IHC Neujahrsempfangs 2019.
„Es ist wohl nur in OWL möglich, dass ein Vertreter des Handwerks die traditionelle Neujahrsrede vor dem Industrie- und Handelsclubs halten darf. Das ist durchaus nicht selbstverständlich und mir eine besondere Ehre“, betonte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, zum Auftakt.
Der „Geschäftsführer einer Zukunftskammer“ beschrieb die Problematik zunehmend radikaler gesellschaftlicher Strömungen auf nationaler und internationaler Ebene. Die Zeiten ändern sich und das erfordert entschiedenen Widerspruch der freien Zivilgesellschaft gegen autokratisch regierte Staaten oder antisemitische und rassistische Aufmärsche wie etwa in Chemnitz, Dortmund – oder auch in Bielefeld. Hier hatte sich im Herbst 2018 die Stadtgesellschaft mit 6.000 Menschen gegen rechts stark gemacht.
Am Handwerk gehen trotz guter Konjunktur diese Streitfragen und Herausforderungen nicht vorbei. Doch gerade das Handwerk kann mit seinen ursprünglichen Tugenden zur Stabilität der Gesellschaft beitragen. „Denn im Handwerk zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will“, betonte Prager.
Die gute alte Handwerkerwalz, auf der Gesellen nicht nur zu Botschaftern ihrer Zunft, sondern auch ihres Landes würden, zeugt von Weltoffenheit und Völkerverständigung. Prager richtete auch einen Blick nach Aachen, wo am selben Tag Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Aachener Vertrag für eine Stärkung der deutsch-französischen Zusammenarbeit unterzeichnet hatten.
Jens Prager, der seit 2017 Hauptgeschäftsführer der HWK OWL ist, treiben zudem die Themen Fachkräftemangel, Digitalisierung und das immer noch allgegenwärtige Imageproblem der Handwerkerausbildung an. „Die Integration der seit 2015 zu uns geflüchteten Menschen ist essentieller Bestandteil der Entwicklung eines friedlichen Europas“ und die Motive des Handwerks, sich dafür einzusetzen, sind keineswegs altruistisch. Das Handwerk mit rund 1 Million Betrieben in Deutschland, seinen 5 Millionen Beschäftigen und einem Umsatz von 580 Milliarden Euro in 2017 leidet erheblich unter dem Mangel an Fachkräfte und Auszubildenden.
Ausdrücklich begrüßte Prager die Initiative der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung in den Fokus der Regierungsarbeit zu rücken und zu fördern. Denn Prager ist überzeugt: Nirgendwo können jungen Menschen so schnell selbstständig werden und „das Herz der Gründer- und Start-up-Szene schlägt in Wahrheit im Handwerk.“
Im Neuen Rathaus in Bielefeld hatten sich an diesem Abend an die 200 IHC Mitglieder zu einen festlichen Drei-Gänge-Menü eingefunden. IHC Präsident Dr. Reinhard Zinkann bedankte sich beim Referenten und bei Gabriela Lamm von der Bielefeld Marketing GmbH für die organisatorische Unterstützung der IHC Geschäftsstelle.
Text: Martina Höke / Fotos: Barbara Franke