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IHC Vortragsveranstaltung mit Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)

26. Februar 2025

 

 

 

Deutsche Maschinenbauer haben Europa im Fokus

Thilo Brodtmanns Stimme hat Gewicht: Wenn er sich äußert, dann spricht er für den beschäftigungsstärksten Industriezweig Deutschlands, die Maschinenbauindustrie. Ende Februar war der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Gast einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC. Moderiert wurde die Veranstaltung in den Räumen von HLB Dr. Stückmann und Partner von IHC Präsidiumsmitglied Philip F.W. Harting.

Die Wirtschaftslage in Deutschland ist alles andere als rosig, die weltpolitische Lage angespannt. Die USA und China als wichtige Exportmärkte für deutsche Waren verhalten sich zunehmend protektionistischer. Statt einer „Zeitenwende“ sieht Thilo Brodtmann deshalb gar eine „Epochenwende“ nahen. „Der Standort Deutschland steht enorm unter Druck“, stellt er fest. „Dennoch werden sie von mir nicht nur Moll-Töne hören“, so der VDMA-Geschäftsführer nach einer Bestandsaufnahme der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation. Der VDMA ist die Spitzenorganisation des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus und vereinigt 36 Fachverbände. Seine über 3.600 vorwiegend mittelständischen Mitglieder repräsentieren mehr als 90 Prozent des Gesamtumsatzes des Industriezweiges. Trotz allgemein düsterer Stimmung, so Brodtmann, gebe es unter den Mitgliedsunternehmen eine leichte Erwartungshaltung an die Konjunktur und die Zuversicht, dass es „nicht noch schlimmer kommt“.

Die angekündigten Strafzölle der US-Regierung unter Präsident Donald Trump sorgen hingegen in der deutschen und europäischen Maschinenbauindustrie für erhebliche Besorgnis. Der VDMA bezeichnet die Zölle als kontraproduktiv und warnt vor weitreichenden negativen Folgen für die transatlantische Wirtschaft. Denn die USA stellen für die Maschinenbauindustrie den größten Investitionsstandort außerhalb der EU dar. VDMA-Mitgliedsunternehmen haben dort rund 100.000 Arbeitsplätze geschaffen. „Im Vergleich dazu hat die amerikanische Stahlindustrie nur 85´000 Beschäftigte“, erläuterte Brodtmann. Zudem sei die US-amerikanische Wirtschaft in vielen Schlüsselindustrien auf europäische Maschinen und Anlagen angewiesen. Branchen wie Pharma, Medizintechnik, Lebensmittelproduktion, Halbleiter, Künstliche Intelligenz, Energie, Automobil und Rüstung wären ohne die hochwertige europäische Technologie nicht in der Lage, ihre Kunden adäquat zu bedienen. „Zölle auf europäische Produkte schaffen auf kurze Sicht in diesen Bereichen keine Arbeitsplätze in den USA“, so Brodtmann.

Doch was bedeutet das für die deutsche Maschinenbauindustrie? „Derartige Probleme sind nur gemeinsam für alle 27 Mitgliedsstaaten auf europäischer Ebene zu lösen“, so Brodtmann. EU-Only-Freihandelsabkommen, eine auf den EU-Binnenmarkt ausgerichtete Wirtschaftspolitik, Partnerschaften mit Gleichgesinnten stärken, EU-Erweiterung und strategische Einbindung von Nachbarn sowie die Schaffung einer europäischen Verteidigungssituation müssten Bestandteile einer solchen Lösung sein. „In der Zukunft sollten wir vielleicht auch den großen Sprung wagen und die Vereinigten Staaten von Europa ins Auge fassen“, so der Verbandschef. Die aktuelle EU-Kommission sieht er mit ihrem Paket zur Vereinfachung von EU-Vorschriften, darunter auch dem umstrittenen Lieferkettengesetz, auf einem guten Weg. In Deutschland, so Brodtmann, setze sich der VDMA mit der Forderung nach einem „Standort-Upgrade“ für kostensenkende Reformen und Investitionen ein – damit aus düsteren Molltönen hierzulande bald wieder freundliche Dur-Akkorde werden.

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