Wie kann man in einem Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitenden den Geist von Erneuerung, Weiterentwicklung und Kreativität bewahren? Intendant Michael Heicks beantwortete diese Frage am Beispiel der Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld. Kooperationen seien der Schlüssel für Innovation, wie er auf der Vortragsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC, erläuterte.
Mit 370 Mitarbeitenden aus 30 Nationen und einem Budget von 26 Millionen Euro sind die Bielefelder Bühnen ein mittelständisches Unternehmen. Mit 3200 Sitzplätzen bilden sie zudem eine der größten Kulturinstitutionen in Nordrhein-Westfalen – mit vergleichbar geringem Etat. „Unser Jahresbudget ist um 20 Millionen Euro kleiner als das vergleichbarer Städte wie Dortmund oder Essen“, erklärte Heicks. Die rund 600 Veranstaltungen pro Jahr werden von 300 000 Gästen besucht. Es gibt acht Spielstätten in drei Häusern: Stadttheater, Theater am Alten Markt und Rudolf-Oetker-Halle. Für die drei Sparten – Musiktheater, Tanz und Schauspiel – sowie das Orchester und das Konzerthaus ist seit 2005 Intendant Michael Heicks verantwortlich, nachdem er von 2000 bis 2004 hier bereits Schauspieldirektor war.
Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 übernahm Heicks, der seinen Vertrag bis 2025 verlängert hat und ab der übernächsten Spielzeit eine Ko-Spitze mit Nadja Loschky (künstlerische Leiterin des Musiktheaters) bilden wird, zusätzlich die Intendanz der Rudolf-Oetker-Halle. Die Zusammenführung aller Kulturstätten unter ein Dach betrachte er als „Glücksfall“, so der Intendant. Dieser „Bielefelder Weg“ ermögliche es, spartenübergreifend zu denken und zu arbeiten. Sogar ein erfolgreiches Ausbildungsmodell entstand daraus, bei dem Nachwuchskünstler Erfahrungen in allen Sparten sammeln können und der Opernsänger beim Tanz mitwirkt oder die Schauspielerin singt.
Kooperation und Innovation entstehen für den Theatermacher auch durch Vermittlung und kulturelle Bildung. „Durch Partnerschaften mit mittlerweile 30 Schulen oder interkulturelle Produktionen bringen wir unterschiedliche Generationen und Gesellschaftsgruppen zusammen“, so Heicks. Ein Novum sei die Verbindung von Theater und Tanz mit Digitalität. So entstünden zurzeit Projekte, in denen Holografie und Robotertechnik zum Einsatz kämen.
Für die Rudolf-Oetker-Halle hat der Intendant ambitionierte Pläne. „Wir wollen das renommierte Konzerthaus wieder in die europäische Bestenliga bringen“, erklärte Heicks. Doch ohne eigenes künstlerisches Budget sei das schwierig: „Darum begehen wir auch hier mit einem, Exzellenz-Fonds‘ neue Wege“. Anders als bei herkömmlichen Sponsoring-Modellen werden die fördernden Unternehmen nicht nur Geldgeber sein, sondern können sich auch inhaltlich in die Programmgestaltung einbringen. „Wir suchen den engen Austausch und den gemeinsamen kreativen Prozess“, so Heicks. Im Gegenzug bietet das Theater den beteiligten Firmen exklusive Empfangsmöglichkeiten im Rahmen der Veranstaltungen oder „Meet and Greet“ mit den Künstlern an. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist ein renommiertes Theater auch ein Standortfaktor“, gab Heicks den IHC-Mitgliedern auf den Weg.
Zum Abschluss dankte IHC-Präsidiumsmitglied und Moderatorin der Veranstaltung Laura von Schubert dem Intendanten für die Gastfreundschaft und das „Feuerwerk der Ideen“, dass er mit seiner Präsentation gezündet hatte.